Suchspiel

Unsere Kinder brauchten beide nie Schnuller oder den Daumen. Von Anfang an konnten sie wenig damit anfangen. Das hat Vor- und Nachteile: Sie brauchen nicht entwöhnt zu werden, Raucher wissen, wovon ich rede. Sie brauchen aber zu bestimmten Zeiten eine Ersatzbefriedigung.

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Das ist Christians Trinkflasche. Er schätzt sie bei jeder Gelegenheit, er trinkt zum Einschlafen bis zu drei Flaschen voll Wasser. Diese Ersatzbefriedigung bringt Ersatzprobleme: So muß man den Schlafenden vor Mitternacht noch einmal wickeln, weil ihm der Schlummertrunk aus allen Knopflöchern quillt. Schlimmer: Die Flasche kann verschwinden. (Ja, wir haben eine Ersatzflasche. Sie ist auch verschwunden. Seit Tagen – ein hygienisches Desaster, auch wenn nur Wasser drin war…) Dann steht man vor dem Mittagsschlaf, vor dem abendlichen Zu-Bett-Gehen, oder einfach nur, wenn Christian „Flasche! Flasche!“ rufend durch die Wohnung irrt, vor immer der gleichen Herausforderung, alle bekannten und unbekannten Verstecke nach der Trinkhilfe abzusuchen.

Die gänzlich verschwundene Flasche teilt sich diesen Zustand übrigens mit zwei Teddies. Es muß irgendwo in dieser Wohnung eine Wahrscheinlichkeitssenke geben, in der zwei Teddies sich mit einer Wasserflasche, äh, ja, über Wasser halten. Eines Tages, stelle ich mir vor, wird eine Zeitungsmeldung erscheinen: „Wunder – Teddies nach 64 Tagen unter dem Sofa gerettet – sie hatten nur eine Wasserflasche“

Rote Gummibälle und Streuselkuchen

Um die Worte unseres Kinderarztes an den Anfang zu stellen : „Das ist wohl nicht Ihr Monat…“ – jetzt, wo wir wieder etwas Zeit haben, uns zu sortieren, schauen wir uns mal die Krankengeschichten unserer beiden Kleinen an, die eine Woche lang gleichzeitig darniederlagen.

Es war der letzte Mittwoch, als wir bei Christian eine Rötung und Schwellung des Hodensacks bemerkten. Ein veritabler roter Gummiball, der sich wie 80% aller Probleme ereignete, während die Arztpraxen den Nachmittag geschlossen halten.

Also packte Papi alles zusammen und fuhr zur Ambulanz. Hätte man dem dortigen Doktor geglaubt, hätte Christian noch vor dem Abendessen unter dem Messer gelegen, denn der vermutete eine Hodentorsion. Im evangelischen Krankenhaus schaute man denn aber doch noch mal in die Ultraschallröhre, und reduzierte die Diagnose auf Hodenentzündung. Dennoch hieß das unweigerlich Krankenhausaufenthalt für Christian und Mami. Und als nach fünf Tagen der Hoden eigentlich eine Entlassung erlaubt hätte, tauchte noch ein unklares Fieber auf, das sich am dritten Tag als harmloses Dreitagefieber zu erkennen gab. Mit harmlosem Hautausschlag wie ein Streuselkuchen durfte Christian dann endlich wieder nach Hause, wo er sehnsüchtig erwartet wurde – Lisa und Papi hatten es inzwischen auch nicht eben gut gehabt

Hustelinchen

Christian hustet, es klingt nach Bronchien. Ist sonst aber quietschfidel und puppenlustig. Frau Doktor hat einen Hustensaft verordnet, den Lisa prompt auch will – jetzt kriegt sie 2x täglich einen Meßbecher Ahornsirup…

Pseudo-Pseudokrupp

In der letzten Nacht ging es Christian nicht so gut. Hatte er vorher keinerlei Erkältungssymptome gezeigt, so legte er jetzt einen beschwerlichen, pfeifenden Atem an den Tag, und ein paar wenige äußerst blecherne Husten. Pseudokrupp-Anfall? Im Januar hatten wir dies schon bei Lisa einmal gemutmaßt, und hatten damit nicht völlig daneben gelegen, es war aber nur eine sehr schwache Ausprägung. Einen schweren Anfall haben wir, wie wohl die meisten Eltern, noch nicht miterlebt und können ihn deswegen nicht einschätzen.

Wir kamen denn doch noch gut durch die Nacht und wollten heute morgen zum Arzt zur Abklärung, doch leider ist heute Großstreiktag der Ärzte in ganz Nordrhein-Westfalen. Nur fünf Kinderärzte in ganz Düsseldorf tun Dienst, an so zentralen Orten wie Erkrath, Lichtenbroich usw.

Also entschieden wir uns für die Kinderambulanz des evK, eine kluge Entscheidung, wie sich zeigte: hier wurden wir sehr schnell drangenommen, und der behandelnde Arzt hatte Christian schon zur U1 gesehen. Er fand freundliche Worte für „das ist kein Pseudokrupp, sondern ein Schnupfen…“ und entließ uns mit einem Meersalz-Nasenspray, wohl das Äquivalent zur „weißen Salbe„.

Man braucht eben doch einen Eltern-Führerschein.