Agon-ie

Die Beziehung zwischen Christian und dem DJK Agon 08 ist eigentlich schon eine uralte: Jeden Sommer veranstaltet dieser Verein eine Fußball-Trainingswoche, schon 2009 war Christian dabei, und es blieb nicht das einzige Mal. Wenn man dann aber im Herbst versuchte, ihn ernsthaft in den Verein zu bringen, war das Interesse nicht mehr so groß. Noch nicht einmal vier Jahre alt, fehlte das Durchhaltevermögen, und die Ansprüche, die Cheftrainer Manni stellt, waren ihm zu hoch.

Was blieb, war für lange Zeit eine eher theoretische Liebe zu Fußballtrikots, Bundesligatabellen und der Fortuna. Dann kam der Schulhoffußball dazu, der vielleicht nicht professionell, aber trotzdem schon mal gut war. Und von da zur OGS-AG, bemerkte er, wie viele seiner Mitschüler in Vereinen kickten. Also versuchte auch er sich noch einmal, die Bedingung, nicht von Manni trainiert zu werden, wird erfüllt. Seit diesem Sommer spielt Christian in der E-Jugend.

Memorymeister

Im Memory wäre Christian Meister, wenn er etwas gründlicher überlegen und nicht schludern und übereilt vorpreschen würde. Es gibt aber noch ein anderes Memory, in dem ihn keiner schlägt, jedenfalls nicht wir Erwachsenen mit unserem verkalkten Gedächtnis und unseren falschen Prioritäten: Stickeralben.

Aktuell sind wir an den letzten 11 Stickern der letzten Bundesliga dran. Wir hatten ein paar Wochen eher weniger gemacht, und jetzt sind fast alle anderen fertig, Tauschen wird schwierig. Also mußten wir auch auf einen 1:1 Tausch eingehen, der sonst eigentlich die Briefmarke nicht wert ist. Weil es für den anderen Jungen der letzte Sticker war, versprach er aber, ein paar weitere Doubletten beizulegen. Es wurden dann 22 Stickerkarten, die aus dem Umschlag purzelten. Christian sah sie einmal durch und zog ohne jedes Zögern den einen heraus, der ihm noch fehlte…

QR-Code mit Lego

Als Christian sah, dass sich Papi aus Lego einen QR-Code gebaut hat, wollte er das auch. Puzzles sind ja seine große Leidenschaft, also los – was sind schon 625 Teile und eine abstrakte Vorlage… Natürlich mußte Papi am Ende mithelfen, weil er denn doch keine Lust mehr hatte, aber vorher hatte er ausreichend Gelegenheit, seinen guten Orientierungssinn zu beweisen.

(Der QR-Code sagt http://lissan.de/, und kann mit den meisten Handys gelesen werden. Ich empfehle NeoReader. Auf dem Feld stehen japanische Fußballfrauen.)

Sportakus

Heute morgen sind Christian, der Nonno und ich auf Inlineskatern gestartet. Auf dem Hinweg haben wir ein hilfloses Päckchen geschoben wie einen Rollator – auf dem Rückweg lief er selbst.

Inlineskaten, Radfahren, Schwimmen, Skilaufen (den Fußball hat er erst mal wieder abgegeben.) Der kleine Mann mausert sich zu einer rechten Sportskanone.

Fußballschule

Seit ein paar Jahren bietet der Mörsenbroicher Sportverein DJK Agon in den Sommerferien eine einwöchige Fußballschule an – kostenlos, was ziemlich einmalig sein dürfte. Entsprechend geben sich Lokalzeitung, richtige Zeitung, Lokalfernsehen und ca. 180 Kinder die Klinke des Sportplatzrasens in die Hand.

Und Christian ist mit Begeisterung einer von ihnen, denn dieses Jahr sind auch 3-5-jährige schon dabei. Kompetente und liebevolle Rundumbetreuung vom Schuhebinden übers Sonnencreme-Einschmieren, Mittagessen, Getränke, Obst ist inbegriffen. Sogar eine Prüfung für das DFB-Fußballabzeichen in Bronze wurde abgelegt, und für die Großen steht ein Besuch der Arena auf dem Programm.

Ab nächste Woche wird Christian wieder regelmäßig mitkickern.

Stickermanager

Für Christian gibt es derzeit nur einen Lebensmittelpunkt: sein Panini-Album. Gut bespielt und mit viel Tesafilm zusammengehalten, ist es nicht eben ein echter Sammlerstolz, aber der größte Schatz eines Viereinhalbjährigen. Und er ist bemerkenswert weit – er hat eine relle Chance, mit dem Album zum Ende der WM durch zu sein.

Einer der Gründe ist der Stickermanager, eine Online-Tauschbörse, über die man seine unweigerlich aufgehäuften Doubletten tauschen kann. Ein anderer sind die Eltern. Anfangs hat Papi das Amt des Stickerverwalters innegehabt. Dann aber verschob sich die Gewichtung, mit stetig wachsender Begeisterung schaltete sich Mami in die Transaktionen ein. Immer tollkühnere Auswechslungen wurden angeregt und manchmal auch angenommen. Fast täglich kommen Briefe – „sind Briefe da?“ ist denn auch Christians erste Frage nach dem Kindergarten – und das Heft wird gefüllt. Die ersten zwei Mannschaften sind vollständig.  Die gesuchten Sticker der inneren Umschlagseite, die Briefmarke, der Pokal, der Slogan, das Maskottchen sind alle da.

Dabei hilft es nichts, da muß man Marktmacht einsetzen. Ca. 60-70 € muß man für das gefüllte Heft veranschlagen, das muß man vorher wissen. Tauschgeschäfte kosten noch Briefmarken, aber sie machen auch aus sonst wertlosen Doubletten neue Bilder. Erträglicher wird es durch die homöopathischen Dosen, in denen das Geld aus den Taschen tröpfelt, aber trotzdem: mancher dürfte vorher aufgeben, und das finde ich irgendwie schade. Dem Kind „den Spaß gönnen, auch mitzumachen,“ ohne Aussicht auf Vervollständigung, überhaupt ohne Aussicht auf mehr als ein paar Alibibildchen pro Seite, das schlägt als Enttäuschung zurück.